Bei der Boccia Europameisterschaft im italienischen Terni löste Jakob Kraus in den Disziplinen Herren Einzel und Präzisionsschuss die Tickets für Weltmeisterschaft Ende Oktober in der Türkei.
Im Einzel schien nach schwachem Beginn der Traum von der Qualifikation für die Weltmeisterschaft fast schon ausgeträumt. Der amtierende deutsche Bocciameister verlor sein erstes Gruppenspiel in Gruppe B gegen Polen, sodass im zweiten Gruppenspiel gegen Boccia Newcomer Estland nur ein Sieg die Chance auf das Viertelfinale wahrte. Hier zeigte er aber seine gewohnte Stärke und beendete die Partie ohne Punktverlust mit 11:0. Polen hingegen verlor sein zweites Spiel gegen den späteren Europameister Aramis Gianinazzi aus der Schweiz deutlich, wodurch es, bedingt durch das Spielsystem, zum erneuten Duell zwischen Deutschland und Polen. Im zweiten Aufeinandertreffen zeigte sich Jakob Kraus deutlich verbessert und löste mit einem 9:5 als Gruppenzweiter das Ticket für das Viertelfinale.
Auch im Präzisionsschuss, der im Rahmen einer Europameisterschaft erstmalig ausgetragen wurde, sicherte sich Kraus einen Platz im Viertelfinale. In dieser Disziplin geht es darum, eine Zielkugel in insgesamt 12 vorgegebenen Situationen zu treffen. Je nach Schwierigkeit werden dabei unterschiedliche Punktewerte vergeben – maximal können 40 Punkte erreicht werden. Nach Addition der Punkte aus zwei Durchgängen qualifizieren sich die besten Acht für das Viertelfinale welches dann, wie auch im Einzel im KO System gespielt wird. Mit gesamt 27 Punkten konnte Jakob Kraus gerade noch in die KO Runde erreichen in der er dann auf den San Marinesen Enrico Dall’Olmo traf. Dort zweigte er sich gegenüber den ersten beiden Durchgängen weiterhin konstant und führte bis zum letzten Schuss mit 14:12. In der letzten Situation, die aufgrund der extrem hohen Schwierigkeit mit 6 Punkten belohnt wird verschoss der Deutsche – San Marino traf im Anschluss sensationell zum 14:18 Endstand. Europameister in dieser Disziplin wurde der Italiener Tommaso Gusmeroli, der im Halbfinale mit 34 Punkten eine neue Weltbestleitung in diesem noch jungen Format aufstellte. Deutschland wurde am Ende mit Platz 5 und damit der WM Qualifikation belohnt. Für die Weltmeisterschaften qualifizieren sich die besten 7 europäischen Nationen in jeder Disziplin.
Nach dieser knappen Niederlage blieb direkt im Anschluss die Möglichkeit zum Halbfinaleinzug in der Einzelkonkurrenz. Hier traf Deutschland auf den überraschenden Gruppensieger auf Gruppe A Slowakei. Nach einem nervösen Beginn von beiden Spielern stand es schnell 6:6, in der Folge konnte sich der Slowake Peter Domok eine 9:7 Führung erspielen. Vor der letzten Kugel hatte Kraus allerdings nur einen Punkt liegen. Er riskierte daraufhin einen Schuss auf die gegnerische Kugel, um sich mit zwei Punkten entweder in die Entscheidungskehre zu retten oder mit drei Punkten sogar das Spiel zu gewinnen. Er verfehlte den anspruchsvollen Schuss denkbar knapp, sodass der Slowake mit 9:8 ins Halbfinale einzog. Wegen der WM Qualifikation mussten die Unterlegenen der Viertelfinals in die Platzierungsspiele – hier setzte sich Jakob Kraus im Spiel um Platz sieben souverän gegen San Marino durch und löste damit das WM Ticket.